Allegorie des Zeitgeists

Christine Huber überzeugte Jury mit Portraits junger Leute

Mächtig stolz ist Christine Huber. Und das zu Recht. Mit drei ihrer farbfrechen, großformatigen Bildern qualifizierte sie sich für die demnächst in der Region Nordschwarzwald anlaufende Ausstellung „Ortszeit“. DORIS WEGERHOFF Gut lachen hat die Freudenstädter Malerin Christine Huber. Mit drei farbkräftigen Portraits der ... Gut lachen hat die Freudenstädter Malerin Christine Huber. Mit drei farbkräftigen Portraits der heutigen, jungen Generation – beispielhaft dafür steht das hier abgebildete „Hey, it’s me!“ – hat sie sich für die Ausstellung „Ortszeit“ qualifiziert. Bild: dow

Freudenstadt. An diesen Bildern kommt keiner vorbei. Die Farben haben eine magische Sogkraft, wirken wie ein Paukenschlag. Sie verlangen nach absoluter Aufmerksamkeit und Konzentration.

Grelles, changierendes Lila hebt sich von tiefschwarzem Grund ab und steht neben kräftigem, unruhigem Jeansblau. Kühn ist Christine Huber in ihrer Farbwahl. Nur so, glaubt sie, kann sie ausdrücken, was sie zeigen will: Junge Menschen in der gegenwärtigen Zeit.

Portraits möchte sie ihre Gemälde nicht nennen. Das könnte, meint sie, in die Irre leiten. Sie spricht lieber von „Momentaufnahmen“. Ihre Darstellungen von jungen Leuten soll deren jeweilige Gemütsverfassung transportieren und damit zugleich auch allgemeingültig sein und den Zeitgeist widerspiegeln.

So steht dem einen jungen Mann die Freude über die gelungene Handy-Verbindung ins Gesicht geschrieben. „Hey, it’s me!”, hat sie das Bild benannt. Ein weiteres zeigt einen „iPod-Dreamer“ und ein drittes einen jungen Mann, der eine Fernsehsendung verfolgt. Den Apparat selbst hat sie gar nicht abgebildet. Aber die lässige Sitzhaltung des jungen Mannes, sein in die Ferne gerichteter offener, durchaus kritischer Blick lässt gar keine andere Schlussfolgerung zu.

Jugendliche in ganz unterschiedlichen Gemütsverfassungen – Freude, Trauer, Langeweile, Erstauen – abzubilden, bedeutet für Christine Huber mehr als sie nur zu portraitieren. Annäherung an Seele der jungen Menschen Mit ihren Kunstwerken wirbt sie für ein Verständnis der Seelenlage der jungen Menschen, deren Weltanschauung und Wertvorstellungen. „Wer sich der Seele der heutigen Jugendlichen nähert, begreift, dass die Zurschaustellung ihrer Konsumattribute, beispielsweise iPod oder Handy, als bloße Attitüde von ihnen durchschaut wird. Damit äußern sie in der ihnen eigenen Weise Gesellschaftskritik“, sagt Christine Huber.

In dem Sinne möchte sie jedes Bild „fast als Allegorie auf den Zeitgeist“ verstanden wissen. Wie die Öffentlichkeit auf die Bilder reagieren wird, wird sich zeigen. Die gestrenge Jury der vom Pforzheimer Kulturrat initiierten „Ortszeit“ jedenfalls konnte sie schon mal überzeugen. Denn immerhin haben 91 bildende Künstlerinnen und Künstler aus der Region Nordschwarzwald an dem Wettbewerb teilgenommen. 13 davon wurden berücksichtigt. Darunter sind auch Katrin Kinsler (die SÜDWEST PRESSE berichtete kürzlich) und Albrecht Bopp aus Horb. Christine Huber freut sich riesig, ihre Bilder gemeinsam mit ihren malenden Kolleginnen und Kollegen in der „Ortszeit“ und damit einem breiten Publikum zeigen zu können. „Das ist ein großes Glück; das ist toll“, sagt sie.

Die Bilder werden derzeit zu einer Ausstellung zusammengestellt. Sie nimmt ihren Anfang in der „Pforzheimer Galerie“ (27. März bis 25. April).

Anschließend wandert sie in den Landkreis Calw und macht vom 24. Juni bis 29. Juli Station im Landratsamt Freudenstadt.

Ab August werden die Bilder dann in den jeweiligen polnischen Partnerstädten gezeigt.

Christine Huber mit einem Portrait ihrer JUNGEN LEUTE
Christine Huber mit einem ihrer Portraits JUNGER LEUTE

aus der Neckar Chronik vom 19.1.2011

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